Ist ein Dialekt schlimm?

Ick bin ein Berliner!

Bei einer Rad­tour im Som­mer brach­te Ker­stin einen Bekann­ten mit. Georg. Wir radel­ten nun zu viert. Georg hat­te einen merk­wür­di­gen Akzent. Ich habe das zunächst gar nicht ein­ord­nen können.
Etwas Ber­li­ne­risch war da auf jeden Fall dabei. — Immer so ein „Ick“ oder „Wees ick nich“, muss ick ma kiecken ..
Ich sel­ber bin im Alter von 6 Jah­ren nach Ber­lin gekom­men. Mit mei­nem damals hes­si­schen Akzent hat­te ich in der Schu­le schon so eini­ge Schwie­rig­kei­ten. Die Mit­schü­ler waren gnadenlos. 

Gelle oder Gell?

So habe mir als sehr schnell das Ber­li­nern ange­wöhnt. Als ich spä­ter anfing als Hör­spiel­spre­cher zu arbei­ten, fan­den vie­le Regis­seu­re die­sen leich­ten ber­li­ner Sing­Sang in mei­ner Stim­me inter­es­sant und ich wur­de oft für sol­che Cha­rak­te­re besetzt – obwohl ich gar kein Ber­li­ner bin.
Zurück zu Georg.- Ich glau­be schon das Ber­li­ni­sche eini­ger­ma­ssen über­zeu­gend zu beherr­schen — heißt es eigent­lich Ber­li­nisch oder Berlinerisch?
Aber bei die­sem Georg auf der Fahr­rad­tour klang das irgend­wie komisch. Es war aber auch kein pol­ni­scher, fran­zö­si­scher oder eng­li­scher Akzent zu identifizieren. 

Det kann nich sinn!

Übri­gens spre­chen auch in Ber­lin nicht mehr sehr vie­le Men­schen „rich­ti­ges“ ber­li­ne­risch. Bei den Mei­sten ist es eine Mischung aus Ber­li­nisch und Bran­den­bur­gisch. Oja, da gibt es einen gro­ßen Unter­schied. Mein Nach­bar Gün­ter sagt zum Bei­spiel oft: Das kann ja nicht „sinn“, statt „sein“. Das ist klas­si­sches Ber­li­nisch wie es im Buche steht! Er ist eben auch ein wasch­ech­ter Ber­li­ner — anders als ich.
Schließ­lich löste sich das Rät­sel auf: Georg war Wie­ner. Aber da war über­haupt kei­ne Spur eine wie­ner Akzen­tes zu hören. Nur eben die­ses selt­sa­me Ber­li­nisch. „Selt­sam was sich die Men­schen so ange­wöh­nen“, dach­te ich. Wir hat­ten viel Spaß bei die­ser son­ni­gen Rad­tour durchs Löwen­ber­ger Land! Als ich wuss­te das Georg aus Wien kam habe ich immer wie­der ver­sucht das Gesprächs­the­ma auf Wien zu brin­gen. Das hat Georg aber irgend­wie gar nicht inter­es­siert. Ich mag Dia­lek­te übri­gens. Ein geroll­tes „R“ zum Bei­spiel. Ein Dia­lekt kann eine Per­sön­lich­keit sehr berei­chern. Natür­lich nur wenn er nicht zu stark ist. Was ist denn eigent­lich der Unter­schied zwi­schen Dia­lekt und Akzent?

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